Bayernweites Web-Portal zur Online-Beratung für gewaltbetroffene Frauen mit und ohne Behinderung freigeschaltet

Über 40 Frauenhäuser und Notrufe ab sofort auch online erreichbar

München, 7. März 2022. Die Corona-Pandemie hat es deutlich gemacht: Die bayerischen Fachberatungsstellen/Notrufe und Frauenhäuser verfügten zum Beginn der Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen in der Beratung nur vereinzelt über professionelle und datenschutzkonforme Online-Beratungsangebote. Deshalb bestand die Notwendigkeit, das Angebot flächendeckend auszubauen.

Die Landesweite Koordinierungsstelle gegen häusliche und sexualisierte Gewalt hat unter Berücksichtigung hoher Qualitätsstandards die Umsetzung der Online-Beratung für das Frauenhilfesystem in Bayern organisiert. Mit der Bereitstellung von Finanzmitteln durch das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales für pandemiebedingte Mehrbedarfe im Frauenunterstützungssystem konnte die technische Umsetzung der Online-Beratung in über 40 bayerischen Einrichtungen realisiert werden. Zusätzlich wurden über 90 Mitarbeiterinnen der Fachberatungsstellen/Notrufe und Frauenhäuser zu Besonderheiten und Herausforderungen, die mit der Online-Beratung in Verbindung stehen, geschult.

Neben der Erreichbarkeit der Onlineberatung über die Homepages der einzelnen Frauenhäuser und Beratungsstellen in Bayern gibt es ab sofort einen weiteren, zentralen Zugang zur Onlineberatung: Über das Web-Portal www.onlineberatung-gewalt.de haben Ratsuchende die Möglichkeit, Beratungsangebote über eine georeferenzierte Suche zu finden. Auf dem Web-Portal werden das Profil der jeweiligen Einrichtung und die Angebotsarten beschrieben und es erfolgt eine Verlinkung auf die virtuelle Beratungsstelle/Online-Beratung der Einrichtung. Die Informationen zum Angebot der Online-Beratung sind durchgehend barrierearm (u.a. mit Gebärdenvideos) angelegt. Dadurch ist die Online-Beratung auch für von Gewalt betroffene Frauen mit Behinderungen oder Beeinträchtigungen niedrigschwellig nutzbar.

Das neue Web-Portal ist auch über die barrierearme Internetseite www.wege-aus-der-gewalt.de des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Bayern zugänglich, auf der betroffene Frauen zusätzlich viele Informationen zum Thema Gewalt finden.

Dr. Inken Tremel, Leiterin der Landesweiten Koordinierungsstelle gegen häusliche und sexualisierte Gewalt: „Die Befähigung der Fachberatungsstellen und Frauenhäuser, nun auch online zu beraten, ist ein sehr wichtiger Baustein in der Landschaft des bayerischen Frauenhilfesystems. Ab sofort können sich die betroffenen Frauen auf unterschiedlichen Wegen professionelle Hilfe holen: Im persönlichen face-to-face-Kontakt und telefonisch, per E-Mail, im Chat oder Video-Chat. Wir gehen davon aus, dass diese neu eröffneten, niedrigschwelligen Möglichkeiten dazu führen, dass mehr Mädchen und Frauen, die Stalking und Gewalt erleben, Kontakt zu den Einrichtungen des Frauenunterstützungssystems aufnehmen.“ 

Info: In Bayern gibt es 41 staatlich geförderte Frauenhäuser, 35 staatlich geförderte Notrufe/ Fachberatungsstellen und 28 staatlich geförderte Interventionsstellen in Trägerschaft der Freien Wohlfahrtspflege Bayern. 2020 fanden 1.215 gewaltbetroffene Frauen und 1.334 Kinder Schutz in einem staatlich geförderten Frauenhaus. 9.922 Personen wurden 2020 in staatlich geförderten Fachberatungsstellen und 1.526 Frauen von staatlich geförderten Interventionsstellen beraten.[1]

 


[1]Antwort der Bayerischen Staatsregierung auf die schriftliche Anfrage der Abgeordneten Julika Sandt FDP vom 25.07.2021: Effekte der Förderung von Frauenhäusern, Fachberatungsstellen/Notrufen und angegliederten Interventionsstellen in Bayern.