Koordinierungsstelle Bayerische Suchthilfe: „Corona-Pandemie zeigt Dringlichkeit qualitativer Suchtberatung!“

Pressemitteilung zum Aktionstag Suchtberatung 2020 am 4. November

München, 2. November 2020 – Die Suchtberatungsstellen in Bayern leisten eine unverzichtbare Hilfe – gerade auch in Zeiten der Corona-Pandemie: Sie sind Ansprechpartner bei Problemen und Krisen, helfen Gewaltspiralen in Familien und im öffentlichen Raum zu durchbrechen und ermöglichen kranken Menschen eine Rückkehr zu gesellschaftlicher Teilhabe. Zudem werden durch die Suchtberatung direkt hohe volkswirtschaftliche Kosten eingespart. Eine aktuelle Studie zum Konsumverhalten während der Corona-Pandemie hat gezeigt, dass größere Mengen und auch früher am Tag Alkohol getrunken wird und sich bei den illegalen Drogen riskante Konsummuster verändern. Missbräuchlicher Alkohol- oder Drogenkonsum ist immer auch ein Bewältigungsversuch bei persönlichen Krisen und gleichzeitig ein Seismograph für die Krisenhaftigkeit der Gesellschaft. Angesichts der gerade beschlossenen bundesweiten Kontaktbeschränkungen: es braucht Angebote der Suchtberatung zur Abfederung und als Unterstützung zur Bewältigung.

In Bayern gibt es 155 Suchtberatungsstellen mit 42 065 Betreuungen im Jahr 2019. Träger der Beratungsstellen sind größtenteils die Verbände der Freien Wohlfahrtspflege Bayern, die dieses Thema in der Koordinierungsstelle Bayerische Suchthilfe (KBS) bearbeiten. Kostenträger für die bayerischen Suchtberatungsstellen sind die bayerischen Bezirke, ergänzt durch Eigenmittel der Wohlfahrtsverbände.

Seit Beginn der Corona-Pandemie haben viele Dienste in der Suchtberatung ihre Angebote aufrechterhalten: Telefon oder Onlineberatung, Chat oder Videokontakte und auch Beratung bei Außenkontakten. Gerade das qualifiziert weitergebildete Personal in den bayerischen Suchtberatungsstellen ermöglichte, dass die gute Qualität auch in Zeiten der Pandemie aufrechterhalten werden konnte, die Kontakte zu bestehenden Klienten konnten aufrechterhalten werden und der ungebrochene Zulauf zu den Beratungsstellen zeigt den Bedarf. Aber: Qualität kostet!

Prälat Bernhard Piendl, der Vorsitzende der Freien Wohlfahrtspflege in Bayern, warnt deshalb davor, an dieser Stelle zu sparen: „Angesichts der pandemiebedingten Rückgänge in den kommunalen Haushalten sehen wir diese Qualität bedroht! Zwar gewährleistet die derzeitige Finanzierungssystematik der Beratungsstellen in Bayern eine gewisse Planungssicherheit und den Erhalt einer soliden flächendeckenden Versorgungsstruktur. Aber wir benötigen, wie in anderen Bundesländern, auch in Bayern eine Zusage der weiteren verlässlichen Finanzierung in der Zukunft.“

Die KBS sieht auch vor dem Hintergrund der sich verändernden Anforderungen durch die Pandemie großes Entwicklungspersonal. Gerade das Thema der Digitalisierung dränge und auch die Erreichbarkeit von speziellen Personengruppen, die noch nicht den Weg zu einer Suchtberatung finden, müsse erhöht werden. Piendl weist außerdem darauf hin, alle Aspekte von Sucht in den Blick zu nehmen: „Um die Folgen einer Suchterkrankung abzumildern braucht es auch Angebote für betroffene Angehörige insbesondere für Kinder, denn gerade sie sind die ersten Leidtragenden einer Suchterkrankung. Sich hier breiter aufzustellen ist eine der wichtigsten Aufgaben für die Zukunft.

Der bundesweite Aktionstag Suchtberatung findet erstmalig am 4. November 2020 unter dem Motto „Kommunal wertvoll!“ unter der Schirmherrschaft der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Daniela Ludwig, statt. Die Deutsche Hauptstelle Sucht, in der auch die KBS Mitglied ist, plant und koordiniert den Aktionstag Suchtberatung gemeinsam mit ihren Mitgliedsverbänden. Ziel ist es, Suchtberatungsstellen und Politik in den Kommunen miteinander in einen Dialog zu bringen und auf die Dringlichkeit einer auskömmlichen Finanzierung hinzuweisen.

In der Koordinierungsstelle der bayerischen Suchthilfe (KBS) sind die in der Suchtkranken- und Suchtgefährdetenhilfe tätigen Verbände der Freien Wohlfahrtspflege organisiert. Sie leistet einen wichtigen Beitrag zur Förderung und Entwicklung der Suchthilfe in Bayern und bietet Hilfe und Unterstützung bei suchtspezifischen Fragen. Die Geschäftsstelle der KBS wird von der Freien Wohlfahrtspflege Bayern und - als Projekt - vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege finanziert.

 

Ansprechpartner:

Kornelia Poth, Koordinierungsstelle der bayerischen Suchthilfe; Tel.: 089-53 65 15; info(at)kbs-bayern.de