Stabwechsel: Diakoniepräsident Michael Bammessel folgt AWO-Chef Beyer - Diakonie übernimmt Vorsitz der Freien Wohlfahrtspflege Bayern für 2018.

Nürnberg - Turnusgemäß hat das Diakonische Werk Bayern den Vorsitz der Freien Wohlfahrtspflege (FW) Bayern übernommen. Bis Januar 2019 ist damit Michael Bammessel, Präsident des Diakonischen Werkes Bayern, der Vorsitzende. In der Freien Wohlfahrtspflege Bayern sind die sechs Verbände der freien Wohlfahrtspflege zusammengeschlossen. Bammessel folgt damit Prof. Dr. Thomas Beyer (AWO) nach, der für das kommende Jahr den stellvertretenden Vorsitz übernehmen wird.

Im Jahr der Landtagswahlen im Freistaat will die Freie Wohlfahrt Bammessel zufolge das Thema „Armut“ in den Mittelpunkt stellen. Bei der heutigen Pressekonferenz zum Vorsitzwechsel in Nürnberg sagte Bammessel: „Die nackten statistischen Zahlen zeigen ja, dass auch in Bayern der Anteil derer, die von Armut bedroht sind, seit 2012 kontinuierlich ansteigt ? und das trotz unverändert guter Wirtschaftsdaten und einer kontinuierlich positiven Entwicklung am Arbeitsmarkt.“ In  fünf regionalen Veranstaltungen wollen die Verbände das Thema unter verschiedenen Gesichtspunkten diskutieren, wie etwa „Altersarmut“ oder „Armut und Wohnen“. Der Präsident der bayerischen Diakonie fasste zusammen: „Die Ergebnisse werden die Grundlage für die Achte Bayerische Armutskonferenz sein, die am 11. Juni in München stattfinden wird.“

Bammessel forderte weiterhin einen anderen Umgang mit jungen Geflüchteten im Freistaat. Die momentane Praxis führe dazu, dass es jungen Menschen ohne sogenannte ‚gute Bleibeperspektive‘ häufig verboten werde, zeitlich befristet zu arbeiten oder eine Ausbildung anzutreten. Bammessel: „In der Folge ist ein nicht unerheblicher Teil unbegleiteter Minderjähriger zur Untätigkeit verdammt, wird durch die Perspektivlosigkeit psychisch krank oder in Einzelfällen in letzter Konsequenz auch anfällig für Radikalisierung und Islamismus.“ Er schlug daher vor, dass auch unbegleitete Minderjährige und junge Volljährige ohne sogenannte gute Bleibeperspektive zeitlich befristet arbeiten oder ? wenn die Voraussetzungen gegeben sind ? eine Ausbildung beginnen dürften.

Prof. Dr. Thomas Beyer, Vorsitzender der AWO und im Jahr 2018 stellvertretender Vorsitzender der Freien Wohlfahrtspflege, bewertete das abgelaufene Jahr aus Sicht der Landesarbeitsgemeinschaft positiv. „Sowohl bei der Einführung des Bundesteilhabegesetzes (BTHG) als auch bei der Bayerischen Integrationsrichtlinie (BIR) hat die Freie Wohlfahrtspflege Bayern Flagge gezeigt.“ Als Beleg für die erfolgreiche Arbeit der Verbände nannte Beyer die Diskussion um die Rechtsberatung für Asylbewerber. „Die Vorwürfe der Politik, die Beratungsstellen der Verbände würden hier ihre Kompetenz überschreiten und rechtswidrig handeln, haben sich als haltlos erwiesen, was nicht zuletzt durch Bayerns Sozialministerin Emilia Müller selbst bestätigt wurde.“

Eine Absage erteilte Beyer der Idee, für junge Geflüchtete das sogenannte Jugendwohnen als Standard der Kinder- und Jugendhilfe einzuführen. „Nicht jeder unbegleitete Minderjährige braucht eine aufwändige therapeutische Betreuung. Wer aber eine benötigt, soll sie bekommen – wie jeder deutsche Jugendliche auch.“

Die Daten der regionalen Veranstaltungen „Arm im reichen Bayern“ finden Sie online unter www.freie-wohlfahrtspflege-bayern.de

Aktuelle Informationen aus der FW gibt es auch bei Twitter unter @freiewohlfahrt