Tag gegen Gewalt an Frauen: "Gewalt an Frauen ist keine Privatsache!"

München, 24. November 2021 – Häusliche und sexualisierte Gewalt an Frauen ist alltäglich und passiert überall – unabhängig von Bildung, Einkommen, Alter oder kultureller Herkunft. Jede vierte Frau hat mindestens einmal in ihrem Leben körperliche oder sexualisierte Gewalt in Beziehungen erlebt.

„Das Recht auf ein gewaltfreies Leben ist ein Menschenrecht!“, betont Margit Berndl, Vorsitzende der Freien Wohlfahrtspflege Bayern, anlässlich des Tags gegen Gewalt an Frauen. Deshalb müsse noch mehr dafür getan werden, solche Gewalt gegen Frauen zu verhindern. Dazu gehöre auch eine Kultur des Hinsehens und Ernstnehmens.

Gewalt gegen Frauen passiert meist im Verborgenen. Viele Frauen schweigen aus Scham. Das Dunkelfeld ist immer noch sehr hoch: Nur ein geringer Teil der Taten werden angezeigt. Wenige der betroffenen Frauen suchen sich Hilfe, sei es bei Ärzt*innen, bei Beratungsstellen oder bei der Polizei. „Deshalb sind das Hinschauen und die Ermutigung, sich professionelle Hilfe zu holen, so wichtig!“ so Berndl. Noch immer sei insbesondere das Thema Partnergewalt mit einem Tabu verbunden.

Insbesondere Ärzt*innen müssen stärker sensibilisiert sein und wissen, was sie bei einem Verdacht tun können. Aber auch Freund*innen, Kolleg*innen, Vorgesetzte und Nachbar*innen sollten nicht wegschauen, sondern sich trauen nachzufragen und den Frauen Unterstützung anbieten, sich Hilfe zu suchen. „Denn Schutz vor Gewalt – auch im privaten Raum – ist eben keine Privatsache und geht uns alle an“, so Berndl.

Durch die Kontaktbeschränkungen während der Pandemie sind das Hinschauen und die Möglichkeiten, sich Hilfe zu holen, erschwert. Um gewaltbetroffenen Frauen und Mädchen den Zugang zur Beratung zu erleichtern, haben viele Frauenberatungsstellen und Frauenhäuser eine professionelle und datenschutzgerechte Online-Beratung aufgebaut.

Das Unterstützungssystem für von Gewalt betroffene Frauen wurde in den vergangenen Jahren in Bayern ausgebaut – auch dank der erreichten Erhöhung der Förderung durch das Bayerische Sozialministerium. Seit 2019 unterstützt die bei der Freien Wohlfahrtspflege Bayern angesiedelte Koordinierungsstelle gegen häusliche und sexualisierte Gewalt die Arbeit der Frauenhäuser, Notrufe und Interventionsstellen in Bayern. Als weitere Arbeit im Bereich Intervention wurden Fachstellen für Täterarbeit aufgebaut.

Woran erkenne ich Gewalt? Was kann ich tun, um zu helfen? Wo finde ich selbst Hilfe? Informationen dazu gibt es bspw. auf dem barrierearmen Portal des Paritätischen Wohlfahrtsverbands in Bayern: www.wege-aus-der-gewalt.de oder auf dem Portal des Bayerischen Sozialministeriums: www.bayern-gegen-gewalt.de.