„Wer Pech hat – gewinnt.“ - Zehn Jahre Landesstelle Glücksspielsucht

Nürnberg/München - Etwa 34.000 Menschen in Bayern weisen ein pathologisches und weitere 33.000 ein problematisches Spielverhalten auf. Hinzu kommen jeweils bis zu 20 Angehörige, die indirekt ebenfalls von der Spielsucht und ihren Folgen betroffen sind. Hilfe finden die Betroffenen in den Beratungsstellen der Wohlfahrtsverbände – und bei auf Glücksspielsucht spezialisierten Expertinnen und Experten der Landesstelle Glücksspielsucht, die vor zehn Jahren gegründet wurde.

„Das staatliche Glücksspielmonopol ist nur dann gerechtfertigt, wenn der Staat den negativen Folgen der Glücksspielsucht konsequent entgegenwirkt“ – es war diese Aussage des Bundesverfassungsgerichtes aus dem Jahr 2006, die zur Gründung der Landesstelle Glücksspielsucht in Bayern führte. In der Folge beauftragte der Freistaat Bayern die wichtigsten Akteure der Suchthilfe, die „Landesstelle Glücksspielsucht“ (LSG) in Bayern zu errichten. Die Trägerschaft übernahmen die Bayerische Akademie für Suchtfragen (BAS), das Institut für Therapieforschung (ITF) und die Freie Wohlfahrtspflege Bayern. Zu den primären Aufgaben der Landesstelle gehört die Aufklärung der Öffentlichkeit sowie die Prävention, Suchthilfe und Suchtforschung bei Glücksspielsucht.

Mit mittlerweile 22 auf Glücksspielsucht spezialisierten Fachstellen, die über ganz Bayern verteilt sind, haben die Beraterinnen und Berater der LSG bereits mehr als 13.000 Betroffenen und über 3.000 Angehörigen von Menschen mit einer glücksspielbezogenen Problematik in ihrer schwierigen Situation geholfen. Denn: Glücksspielsucht hat mitunter desaströse Auswirkungen auf die Betroffenen und ihr gesamtes Umfeld. Ein Experte der Fachstelle: „Nicht selten kommt es vor, dass Betroffene ihr gesamtes Vermögen verspielen, durchschnittlich über 25.000 Euro Schulden anhäufen und damit riskieren, ihre Familie, Freunde und ihren Arbeitsplatz – im wahrsten Sinne des Wortes – aufs Spiel zu setzen und zu verlieren.“

Das häufigste Glücksspiel ist das klassische Lottospiel (knapp 60 Prozent); Automatenspiele hingegen spielen hingegen deutlich weniger Menschen (knapp ein Prozent). Eine immer größere Rolle spielen Online-Angebote wie Sportwetten oder Internetkartenspiele. Bei Jugendlichen – jeder zweite bayerische Jugendliche gab im Jahr 2012 an, bereits einmal an Glücksspielen teilgenommen zu haben – stehen Rubbel- und Aufreißlose an erster Stelle (ca. 30 Prozent), gefolgt von Karten- und Würfelspielen sowie Spielen im Internet. Nicht erfasst wurden Online-Rollenspiele wie „World of Warcraft“ und andere. 

In Deutschland ist der gesamte Glücksspielmarkt ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Auf dem legalen deutschen Glücksspielmarkt (ohne Soziallotterien) wurde 2016 ein Umsatz (=Spieleinsätze) von 45,2 Milliarden Euro erzielt. Dies entspricht gegenüber dem Vorjahreswert einem Anstieg um 6,3 Prozent. Insgesamt erreichten die Bruttospielerträge des regulierten deutschen Glücksspielmarktes ein Volumen von 12  Milliarden Euro. Dies entspricht einer Steigerung von 615 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr. 

Die Anzahl der aufgestellten Automaten in der Gastronomie und in Spielhallen hat sich 2016 um 3.000 Geräte auf insgesamt 264.000 nur leicht verringert. Rund 70 Prozent der Geräte befinden sich in den 14.877 Spielhallen (Konzessionen) an 9.102 Standorten (diese Angaben beziehen sich auf Kommunen mit mehr als 10.000 Einwohnern).

Mehr über die Landesstelle GLücksspielsucht finden Sie hier.