Suchtberatungsstellen in Bayern schlagen Alarm: Immer mehr Jugendliche konsumieren Suchtmittel

München, 9. November 2023. Am 09. November findet der bundesweite Aktionstag „Suchtkrankenhilfe – kommunal wertvoll“ statt, der von der Deutschen Hauptstelle für Suchtgefahren (DHS) organisiert wird.  Besonders möchten die Suchtberatungsstellen für Erwachsene in Bayern auf die Situation suchtmittelkonsumierender Jugendlicher aufmerksam machen. Sie registrieren bei sich einen verstärkten Zulauf konsumierender Jugendlicher, mehr Anrufe beunruhigter Eltern und Anfragen von Schulen und Jugendeinrichtungen. Dabei sind die bestehenden Beratungsangebote für Jugendliche und Heranwachsende mehr als ausgelastet und vorhandene spezialisierte Präventionsangebote sind für eine intensivere Beratung nicht ausgestattet. Auch fehlen weiterführende therapeutische Angebote.

Bettina Lange von der Koordinierungsstelle der bayerischen Suchthilfe  (KBS) erläutert: „Die Konsummuster der Jugendlichen sind sehr unterschiedlich: von Probierkonsum, riskantem Alkohol- und Drogenkonsum, missbräuchlichem Konsum von Medikamenten (Tilidin, Oxycodon) bis hin zur Abhängigkeit von verschiedensten Suchtstoffen: Cannabis, Opiate/Opioide, Partydrogen, Benzodiazepine, Alkohol, Rauchen (E-Zigaretten, Shisha, Tabak). Wobei der Konsum von Cannabis in den letzten Jahren zugenommen hat“.  Jugendliche seien für die Wirkungen von Suchtmitteln empfänglich. Sie hätten ein höheres Risiko für langfristige psychische Gesundheitsstörungen, schlechte Leistungen in der Schule, schweren Missbrauch von Suchtmitteln und höhere Abhängigkeitsraten, wenn sie in dieser Lebensphase regelmäßig Alkohol, Cannabis (Marihuana), Nikotin oder andere Drogen konsumieren.

Entsprechend dieser Entwicklungen ist der Beratungsbedarf der Jugendlichen sehr heterogen. Sie benötigen in der oft kritischen Zeit des Heranwachsens Unterstützung bei persönlichen und sozialen Folgen von Suchtmittelkonsum und/oder Suchtverhalten. Lange betont: „Besonders Jugendliche mit multifaktoriellen Problemlagen brauchen ein intensives Beratungsangebot, das den Konsum einbezieht“.

Ein flächendeckendes Sucht-Beratungsnetz gibt es in Bayern allerdings nur für Erwachsene. Seit geraumer Zeit tagen allerdings auch Runde Tische zur Entwicklung von Angeboten für jugendliche Konsumenten. Ein Streitpunkt ist dabei die Frage der Kostenträgerschaft. Zwar gibt es an 22 Standorten über ganz Bayern verteilt Suchtberatungen für Jugendliche, allerdings oft mit sehr niedrigem Stundenkontingent. Mehrheitlich sind sie organisatorisch und konzeptionell mit den bezirklich geförderten Suchtberatungsstellen für Erwachsene verzahnt. Damit wurden gute Erfahrungen gemacht, insbesondere wegen der Überschneidungen bei der Gruppe der Heranwachsenden zwischen 18 und 21 Jahren und weil fließende Übergänge ermöglicht werden.

„Wir können nicht länger warten,“ mahnt die Vorsitzende der Freien Wohlfahrtspflege Bayern und Präsidentin der Diakonie Bayern, Dr. Sabine Weingärtner, „zumal die Cannabis-Freigabe ansteht und der Jugendschutz, die Prävention und Hilfen auf neue Füße gestellt werden muss.“ Die Suchtverbände in Bayern fordern darum, überall in Bayern Jugendsuchtberatungsstellen an der Schnittstelle zwischen Jugendhilfe und Suchthilfe zu schaffen oder auszubauen.

Beispiele für Jugendsuchtberatungsstellen finden Sie unter anderem hier:

https://www.caritas-hassberge.de/ich-brauche-hilfe/beratung/jugendsuchtberatung
https://www.prop-ev.de/angebote/hilfen-fuer-kinder-jugendliche-eltern
https://www.condrobs.de/einrichtungen/jugendsuchtberatung/
https://www.caritas-amberg.de/beratung-und-hilfe/jugendsuchtberatung/jugendsuchtberatung
https://www.dhs.de/

Koordinierungsstelle der bayerischen Suchthilfe (KBS):

Die KBS ist ein Projekt der Freien Wohlfahrtspflege Bayern. In der KBS sind die in der Suchthilfe tätigen Verbände der Freien Wohlfahrtspflege vertreten und leisten einen wichtigen Beitrag zur Förderung und Entwicklung der Suchthilfe in Bayern. Die KBS bietet Hilfe und Unterstützung bei suchtspezifischen Fragen, führt bayernweite verbandsübergreifende Fachtagungen, Fortbildungen und Arbeitskreise durch und ist Impulsgeber für aktuelle Suchtthemen.

Die Geschäftsstelle der KBS wird von der Freien Wohlfahrtspflege Bayern und vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention finanziert